Sie befinden sich hier:

  1. Aktuell
  2. Aktuelles

Waldbrand Gohrischheide: Einsatz für den Katastrophenschutz

Die Gohrischheide, mit 2.800 Hektar Fläche Sachsens viertgrößtes Naturschutzgebiet war bereits 2022 und 2023 von Bränden betroffen. Doch das Ausmaß des diesjährigen Feuers stellte die vormaligen Brände weit in den Schatten. Für unsere Ehrenamtlichen hieß das Höchstarbeit.

Am 01. Juli erhielten wir als DRK Kreisverband Dresden-Land die Unterstützungsanforderung für die Feuerwehr bei einem Waldbrand in der Gohrischheide. Vom 02. bis 03. Juli sollten wir einen KTW zur Sicherstellung in das Gebiet am anderen Ende unseres Landkreises entsenden. Noch als dieser auf dem Weg zur Einsatzstelle war, erhöhte die Feuerwehr-Einsatzleitung die Anforderung um einen weiteren KTW. Am Nachmittag des gleichen Tages geriet der Waldbrand dann vollends außer Kontrolle: Die Dürre der letzten Wochen, hohe Temperaturen und wechselnde Winde fachten das Feuer immer weiter an, Brandherde entstanden an unterschiedlichen Stellen der Gohrischheide. Aufgrund der Munitionsbelastung im Boden mussten die Brandbekämpfer teilweise bis zu 1.000 Meter Abstand zum Feuer halten. Explosionsgeräusche in den Flammen zeugten von der Gefahr, die vom ehemaligen Truppenübungsplatz ausging. Gegen 16:30 Uhr rief der Landkreis Meißen die Großschadenlage aus.

Evakuierung eines vom Feuer bedrohten Pflegeheims

Gleichzeitig wurde unsere SEG Betreuung zur Evakuierung eines Pflegeheimes für Menschen mit Behinderung alarmiert, das akut durch das Feuer bedroht war. Gemeinsam mit den DRK-Kreisverbänden Meißen und Riesa sowie der SEG Sanität des Malteser Hilfsdienstes aus Großenhain evakuierten wir unter enormem Zeitdruck die Menschen aus den vom Feuer bedrohten Gebäuden und brachten sie in einer eilig errichteten Betreuungsstelle unter. Da die dortigen Feldbetten in keiner Weise geeignet waren, um die teils schwerstbehinderten Menschen durch die Nacht zu bringen, entschieden wir uns, gemeinsam mit den Logistikern der Feuerwehr die Pflegebetten aus dem evakuierten Heim zu retten. Keine Sekunde zu früh, denn unmittelbar nachdem der LKW mit den letzten Pflegebetten das Heim verlassen hatte, riegelte die Feuerwehr die gesamte betroffene Ortschaft ab. Noch in der Nacht planten wir mit Heimleitung, Organisatorischem Leiter Rettungsdienst und dem Leitenden Notarzt die Weiterverteilung der evakuierten Heimbewohner auf andere Pflegeheime. Das Feuer bedrohte da bereits eine Biogasanlage am Rande der Gohrischheide. Damit waren weitere Ortschaften in Gefahr. Deren Bewohner*innen wurden kurz vor Mitternacht per Cell Broadcast Alarm aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. 

Als schließlich gegen 3 Uhr früh die SEG Betreuung des DRK Torgau-Oschatz eintraf, konnten wir die Betreuungsstelle übergeben. Für die Kräfte unserer SEG Betreuung, die direkt nach einem langen Arbeitstag alarmiert wurden, endete der Einsatz damit gegen halb fünf am Morgen.

DRK-Einsatzfahrzeug vor brennendem Wald

Herausforderung: Sommerferien

Ungeachtet davon ging der Einsatz des Sicherstellungs-KTW weiter. Hier rotierten die Einheiten aus Radebeul, Meißen und Großenhain Kräfte und Mittel durch, um das Personal nicht zu überlasten und weiterhin einsatzfähig zu bleiben. Da der Brand während der Sommerferien ausbrach, waren viele Kräfte der Einheiten bereits im wohlverdienten Urlaub. Für uns stellte sich zudem die Herausforderung, dass zu diesem Zeitpunkt elf Einsatzkräfte das DRK Wittenberg bei der Sicherstellung eines Musikfestivals unterstützen und damit ebenfalls nicht zur Verfügung standen. Dennoch gelang es unserem engagierten Hintergrunddienst, die benötigten Kräfte so einzuteilen, dass wir alle an uns gestellten Aufgaben lösen konnten ohne unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte zu überlasten.

Am Freitag nahm schließlich das Bürgertelefon des Landkreises Meißen seine Arbeit auf. Um schnell auf psychosoziale Bedarfe der Bevölkerung reagieren zu können, unterstütze unser PSNV-Team hier mit jeweils einer Kraft pro Schicht. Samstag stiegen die Temperaturen dann erneut, zudem frischte der Wind auf. Die Einsatzleitung alarmierte aus diesem Grund eine SEG Sanität zur Sicherstellung der eingesetzten Brandbekämpfer. Parallel dazu ertüchtigten wir die vormalige Betreuungsstelle in Glaubitz zur Unterbringung der Brandbekämpfer. Ab diesem Zeitpunkt war eine Führungskomponente aus Meißen bzw. Radebeul vor Ort, um die Unterkunft für die Einsatzkräfte zu managen.

Vor Ort auch nach Ende des Katastrophenfalls

Während Feuerwehr, THW, Polizei und Bundeswehr den Brand bekämpften, etablierten wir die Schichten für den Sicherstellungs-KTW und die Führung der Unterkunft. Als der Landkreis am 09. Juli schließlich den Katastrophenalarm aufhob, waren 4/5 der Gohrischheide direkt vom Brand betroffen – 2.400 Hektar Natur vernichtet. Dank des unermüdlichen Einsatzes konnten alle Wohngebäude, die gefährdete Biogasanlage, eine wichtige Trafostation sowie die Kaserne Zeithain und der stark munitionsbelastete alte Schießplatz gehalten werden. Die aus anderen Landkreisen alarmierten Einheiten von Feuerwehr und THW rückten nach und nach wieder ab an ihre Heimatstandorte. Wir blieben weiterhin vor Ort, um für die sanitätsdienstliche Sicherheit der Brandbekämpfer und deren nächtliche Unterbringung zu sorgen. Am Abend des 12. Juli rückten die letzten Kräfte unseres Kreisverbandes schließlich nach 1.084 Einsatzstunden in der Gohrischheide wieder am Heimatstandort ein und beendeten für das DRK Dresden-Land den Einsatz beim größten Waldbrand der vergangenen Jahrzehnte in Sachsen.

Einheiten im Einsatz

  • SEG Betreuung
  • SEG Sanität
  • Führungstrupp
  • Fahrdienst Leitender Notarzt
  • PSNV
  • Hintergrunddienst
  • Fachberater Hilfsorganisationen im Verwaltungsstab
  • Sicherstellungs-KTW 
Rauchwolken über Wald und Feld